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releases January 9, 2022
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بيوتيفول كيدج / سلف تست
يدا يللي عم بحكيك في دربك في دربل في لعبك في شو بدك في كلو على المخفي. في كلو خبيط في كلو لبيط في كلو على شريط على شرط تمشي حافي في كلو ناسي الأصل إنسى الوصل بس يركبولك مصل. كلو شي بكفي بوفي بنيك ما بأفي بموت ما بعزي ناطر تتجي الهزة هز هز للذة
هاي هي مية بل مية نقية صورتي على الفضىئية ما تلاقيني لئية ولا تبيعني لية بقر بجم عجم ولّع علم ظحت على الدم ما في شي عدم منيكينا هرم صار وقت اللزم صار وقت الهزم. كيف فينا نهاجم نمسك يدينا و ما نراجم نراهن على سعادين عّم ترضع سبق يللي سبق سبق شم الحبق ويللي ركض ركض قام من الدبق.
صار وقتك تحكي
صار وقتك تشكي
صار وقتك تبكي بس ما تنق و ترقص دبكة
Im Nordosten Madagaskars lebt der Indri, eine Lemuren-Art, von der es heißt, dass die Seelen verstorbener Menschen in ihr weiterleben. Wegen menschlicher Eingriffe in ihren Lebensraum ist die Spezies, auch als Singaffe bekannt, längst selbst vom Aussterben bedroht. Das durchdringende Heulen eines Indri steht am Anfang von „Mutaradim“, der ersten gemeinsamen Veröffentlichung von Siska-K6 & Felix Claßen. Die beiden haben vier Stücke aufgenommen, in denen sie verdrängte Erinnerungen freilegen, das Hintergrundrauschen der Geschichte mit Wut und neuer Angriffslust verknüpfen und in Form von Musik wieder aufleben lassen.
Entstanden ist „Mutaradim“ aus einem aktuellen, unmittelbaren Impuls. Siska-K6 & Felix Claßen suchen nach Antworten auf eine Katastrophe, die sprachlos macht: die Explosion einer großen Menge Ammoniumnitrat am 4. August 2020 im Hafen von Beirut, die große Teile der Stadt zerstörte, über 200 Menschenleben forderte und viele weitere Einwohner:innen ihrer Lebensgrundlage beraubte. Mit künstlerischen Mitteln reagieren die Musiker auf die Asymmetrien von Macht, auf Missstandsregime und ihre akuten Folgen, verdichtet in einem Hallraum sich überlagernder Verweise. Sprechgesang, Field Recordings, drängende Bassfrequenzen, Beats.
„Beautiful Cage“ setzt also ein mit den Klagelauten der Indris, mit denen sie in den Wäldern Madagaskars jeden neuen Morgen wie ihren letzten begrüßen. Am Anfang von „Redeem/A“ sind die Kratzspuren der Geschichte zu hören, die sich in die Rillen einer Schallplatte und damit in ein ganzes Leben eingeschrieben haben. Dieselben Streicherklänge von genau derselben Platte tauchten bereits in einem Stück von Kitaa Beirut auf, der Hip-Hop-Gruppe, der Siska-K6 seit den späten 90er Jahren angehörte. Rund 20 Jahre später nimmt er den Faden wieder auf und webt ihn weiter. Die sprachschöpferische und lautmalerische Kraft seiner Worte stemmt sich dabei gegen den Sturm aus Störgeräuschen und einander überlagernden Rhythmen, die Felix Claßen aus seinen Geräten entfacht.
Dabei landet Siska-K6 ausgehend von „redeem“, also dem Beschwören einer möglichen Erlösung, bei jenem Wort, das der EP ihren Titel gibt: „Mutaradim“. Es beschreibt auf Arabisch einen Zustand der Erschütterung und Zerstörung, eine verschüttete, gebrochene Person. Die Musik auf „Mutaradim“ zeigt, dass es darauf ankommt, wie man mit den Trümmern umgeht, was man aus Bruchstücken schaffen kann, wenn man den Mut und die Energie aufbringt, in ihnen neue Verbindungen zu erkennen.
Bewahren und festhalten, nicht weg-, sondern genau hinschauen. Das ist es, was Siska-K6 auch abseits der Musik macht. Als Filmemacher beschäftigt er sich mit Analogfilm und Archivierung. Die Präsenz von Verschwundenem und Verlorenem, von Geistern der Vergangenheit ist sein Thema. Aufgewachsen ist Siska-K6 zur Zeit des Libanesischen Bürgerkriegs in Beirut. Nach seiner Zeit mit Hip-Hop und Kitaa Beirut hatte er mit dem Musikmachen im Grunde abgeschlossen – bis er vor einigen Jahren Felix Claßen kennenlernte und einlud, für eine seiner „Kino Projekt“-Veranstaltungen, bei denen er ehemalige Kinosäle zwischen Neapel, Warschau und Minneapolis für eine Nacht reaktiviert, live Musik zu machen. Claßen ist Schlagzeuger beim Duo Lonski & Classen und Produzent im Osthafen Studio in Berlin. Rein elektronische Stücke hat er bisher nicht veröffentlicht und sich also gemeinsam mit Siska-K6 auf neues Terrain begeben.
Siska-K6 & Felix Claßen wagen sich vor in einen Zwischenraum, wo mit den Mitteln von Rap und der Kraft elektronischer Rhythmen Trümmerliteratur zu Klangpoesie wird. Wo sie im Duett mit Singaffen, begleitet vom Klang alter Wunden und aktueller Katastrophen neue Hoffnung und neues Leben finden. Und Brücken schlagen in die vierte Dimension.
Arno Raffeiner
credits
releases January 9, 2022
Lyrics by Siska and Felix Claßen (SFX/ Schönefeld) - Music by Felix Claßen and Siska
Recorded, produced and mixed by Felix Claßen at OSTHAFEN studio, Berlin
Mastered by Mark Bihler at Calyx, Berlin
Cover artwork by: Karine Wehbe
The collaboration of the Lebanese-raised filmmaker and musician SISKA and the sound artist and music producer Felix Claßen
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